Neues vom MECP2-Konsortium – Mauern einreißen

14. Januar 2015 in Uncategorized | Tags: Adrian Bird, Benyam Kinde, Gail Mandel, Harrison Gabel, Hume Akahori-Stroud, Jackie Guy, Jim Selfridge, John Connelly, John Sinnamon, Justyna Cholewa-Waclaw, Kyla Brown, Martha Koerner, Matt Lyst, MECP2, MECP2 Duplication Syndrome, Michael Greenberg, Monica Coenraads, Rebekah Tillotson, rett syndrome, Rett Syndrome Research Trust, RSRT, Ruth Shah, Sabine Lagger, Susan Su, Will Renthal
von Monica Coenraads
Wie immer beim RSRT zielen die durch uns finanzierten Projekte darauf ab, effektive Behandlungsmethoden und eine Heilung des Rett-Syndroms zu ermöglichen. Doch eins der Hindernisse auf diesem Weg war stets ein Mangel an Wissen über das MeCP2-Protein und seine Funktionsweise. Im Jahr 2011 hat sich der RSRT entschieden, selbst ein Experiment durchzuführen. Man nehme drei Labore von Weltrang und gebe ihnen die nötigen finanziellen Mittel (bisher wurden 5,5 Millionen USD gewährt) sowie die Infrastruktur, um die Frage anzugehen, die bisher niemand beantworten konnte: Was macht das MeCP2-Protein?
Knapp vier Jahre später nähern sich die Labore von Gail Mandel (Oregon Health and Science University), Michael Greenberg (Harvard University), und Adrian Bird (University of Edinburgh) einer Antwort, und sie haben auf ihrem Weg dahin die folgenden Beobachtungen gemacht— Beobachtungen, deren Wert sich möglicherweise dahingehend als unschätzbar herausstellt, dass wir schließlich das Leben von Mädchen und Frauen mit Rett verändern werden:
* Es war bekannt, dass MeCP2 im Gehirn an DNA bindet, doch das Konsortium zeigte, dass MeCP2 einen Bindungspartner hat, der NCOR genannt wird und der dafür bekannt ist, dass er Gene stumm schaltet. Eine wichtiger Schritt war die Erkenntnis des Konsortiums, dass Mutationen, welche die Bindungsfähigkeit von MeCP2 an NCOR unterbrechen, in einem Zusammenhang mit Rett bei Menschen stehen. Dies unterstützt die eigentliche Natur dieser Interaktion.
* MeCP2 wird für eine normale Nervenfunktion durch Phosphorylierung moduliert.
* Das Konsortium hat gezeigt, dass eine Gentherapie die Symptome bei symptomatischen, weiblichen Mäusen umkehren kann. Diese Arbeit wird von einer ebenfalls vom RSRT geförderten Gruppe mit dem Namen “Gentherapie-Konsortium” fortgesetzt.
* Ein bisher unveröffentlichter Artikel wirft ein Licht auf die grundlegende Frage, welche Gene im Gehirn von MeCP2 kontrolliert werden. Es könnte dann möglich sein, diese Gene mit spezifischen Medikamenten ins Visier zu nehmen.

Das MECP2-Konsortium trifft sich zweimal pro Jahr in Boston und veranstaltet zwischendurch Telefonkonferenzen. Anfangs waren diese Treffen nur für die Professoren Mandel, Bird und Greenberg bestimmt, aber inzwischen nehmen viele der Labormitarbeiter/innen daran teil. Die Bilder in der Mitte und rechts stammen vom letzten Treffen im Oktober 2014.

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Ich habe den drei Forschern kürzlich ein paar Fragen zu ihrer wichtigen Arbeit gestellt.
Warum ist es wichtig, die Funktion von MeCP2 zu entschlüsseln?

Adrian Bird (AB): Trotz vieler Bemühungen gibt es bisher kaum Einigkeit in der Forschergemeinde darüber, was MeCP2 eigentlich im Gehirn tut. Es ist überflüssig zu sagen, wie sehr es hilft, wenn man bei etwas, das man reparieren möchte, genau Bescheid darüber weiß, was eigentlich schiefgelaufen ist. Dieser Punkt muss also dringend angegangen werden. Glücklicherweise sind die Forschungswerkzeuge für das Problem während der letzten Jahre viel besser geworden. Entsprechend sind wir jetzt in einer guten Ausgangsposition, um dieses Problem in den Griff zu bekommen.

Gail Mandel (GD): Es ist wichtig zu wissen, warum der Verlust von MeCP2 Rett entstehen lässt, und dabei zu helfen, eine minimal aktive Form zu bestimmen, der man vielleicht besser mit Genaustausch begegnet.

Ist es nötig, die Funktion von MeCP2 zu kennen, um Behandlungsmethoden dingfest zu machen?

Michael Green (MG): Mir fällt die Vorstellung einer Behandlungsmethode für Rett schwer, wenn sie nicht auf einem Verständnis der MeCP2-Funktion basiert. Nach dem, was wir bisher über MeCP2 wissen, ist klar, dass seine Funktion ziemlich komplex und schwierig zu verstehen ist. Das in Verbindung mit der Komplexität des Gehirns lässt mich vermuten, dass eine Therapie, die nicht auf einem tiefen Verständnis der Funktion von MeCP2 basiert, wenig Aussicht auf Erfolg hat. Ich würde es allerdings auch nicht ausschließen.
(AB): Wenn wir die genetischen Veränderungen, die für eine Fehlfunktion von MeCP2 bei Rett verantwortlich sind, so korrigieren könnten, dass das defekte Gen durch ein gesundes ausgetauscht wird, müssten wir nicht wissen, wie MeCP2 funktioniert. Dieses Idealszenario ist nicht mehr reine Phantasie, aber es ist auch noch ein Stück von der Wirklichkeit entfernt. Eine präzise Kenntnis der Wege, die MeCP2 reguliert, bietet eine Aussicht auf die Behandlung von nachgelagerten Effekten der Mutation als Alternative zur Korrektur des Gens. Es ist noch zu früh zu sagen, welcher Ansatz am wahrscheinlichsten Früchte tragen wird, und deshalb sollten wir beide ausprobieren.

Wie hat sich Ihre Beteiligung am Konsortium auf die Forschung Ihres Labors ausgewirkt?

(GD): Ich denke, Forscher auf anderen Gebieten hätten sehr gern das, was wir zusammen aufgebaut haben. Das Konsortium ist eine wunderbare Anregung für neue Wege des kritischen Denkens bezüglich der Frage, wie wir Rett studieren und/oder heilen sollten. Zwei Köpfe, oder in unserem Fall sogar drei, sind immer besser als einer, besonders weil wir unterschiedliche Spezialgebiete und Hintergründe mitbringen. Außerdem können wir schneller auf unsere gegenseitigen Entdeckungen aufbauen.
(AB): Das Konsortium ist eine neue Vorgehensweise, welche die Arbeit unserer Labore sehr vorangebracht hat. Die Möglichkeit, Ideen auszudiskutieren und mit erstklassigen Wissenschaftlern unterschiedlichster Hintergründe verschiedene Wege der Betrachtung von Rett zu erforschen, hat die Forschung von uns allen geschärft. Alle Partner haben sich der Idee des Konsortiums vollständig verschrieben, und dabei fühlt sich niemand zurückgehalten, die anderen ernsthaft infrage zu stellen. Diese Art freien und direkten Austauschs hält uns auf Trab und macht Forschung stets besser. Neben Ideen und Daten teilen wir auch Material und Ausrüstungen, was die Arbeit beschleunigt und die Kosten senkt.
Wie würden Sie die Zusammenarbeit beschreiben? Hat sie irgendetwas überrascht?

(AB): Wissenschaft basiert normalerweise auf einem Wettbewerbsmodell, in dem Forscher um Finanzierung kämpfen und versuchen, Erkenntnisse vor ihren Mitbewerbern zu erlangen und zu veröffentlichen. Das Teilen von Daten und Plänen für Experimente mit Personen, die vorher Konkurrenten waren, ist eine neue Art zu arbeiten – doch eine befreiende. Sie erfordert Vertrauen und die Einsicht eines jeden, dass ein höheres Ziel auf dem Spiel steht. Dieses Konsortium funktioniert wirklich. Wir werden hoffentlich in der Lage sein, unser Wissen über MeCP2 derart zu erweitern, dass es Auswirkungen auf die Therapie hat.
(GM): Es hat sich sehr ausgezahlt. Nichts hat mich überrascht, weil ich Adrian Bird und Mike Greenberg schon vorher ziemlich gut kannte. Ich war absolut zuversichtlich, was die Qualität ihrer Forschung und ihre Kollegialität betraf.

(MG): Die Teilnahme am Konsortium und die Zusammenarbeit mit den Laboren von Mandel und Bird war bisher eine großartige Erfahrung. Die Stringenz und Geschwindigkeit des wissenschaftlichen Fortschritts ist viel höher, wenn die drei Labore zusammenarbeiten. Dies wäre unmöglich, wenn jedes Labor allein arbeiten würde. Monica spielt eine Schlüsselrolle dabei, das Konsortium bei der Stange zu halten und sicherzustellen, dass die Wissenschaftler im Konsortium weiterhin effektiv zusammenarbeiten.

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Die Mitarbeiter/innen aller drei Labore haben ihre eigenen Gedanken bezüglich des MECP2-Konsortiums
Harrison Gabel
(Greenberg-Labor)

Benyam Kinde, Caitlin Gilbert, William Renthal und ich haben untersucht, wie MECP2 funktioniert, wenn es an die DNA in Nervenzellen gebunden ist, und wie es möglicherweise die Stufen vieler Proteine kontrolliert, die für die Funktion der Nervenzellen im Gehirn wichtig sind. Diese spannende Arbeit könnte eine Antwort auf die dauernde Frage geben, was genau in einzelnen Nervenzellen im Gehirn mit Rett-Syndrom falsch verläuft, wenn MeCP2 verloren geht. Ich habe aktuelle Ergebnisse von Experimenten beschrieben, bei denen gezüchtete Mausneuronen verwendet wurden, denen MeCP2 fehlt, um zu überprüfen, ob Medikamente die Defekte in diesen Neuronen korrigieren können. Vielversprechende Ergebnisse dieser Experimente lassen vermuten, dass ein Medikament diese Defekte zumindest teilweise korrigieren kann. Wir fangen jetzt an zu erforschen, ob dieser Wirkstoff die Symptome bei Mäusen mit dem Rett-Syndrom lindern kann, indem wir dem Gehirn dieser Mäuse den Wirkstoff verabreichen.

Grundsätzlich ist es wirklich beispiellos, dass drei Hochleistungslabore, die am Mechanismus von MeCP2 arbeiten, zusammenkommen und ihre aktuellsten Daten miteinander teilen. In der Wirklichkeit und unter anderen Umständen würden wir (hoffentlich auf kongeniale Art!) miteinander konkurrieren und unsere Geheimnisse weitgehend vor den anderen verbergen, bis die Daten veröffentlicht wären. Dieses Konsortium reißt diese Mauern ein und infolgedessen bewegt sich die Wissenschaft schneller. Ich lobe Adrian, Gail und Mike für ihre Bereitschaft, so viel zu teilen, und alle Mitglieder dafür, dass sie den anderen Mitgliedern des Konsortiums genügend vertrauen, um sie fair zu behandeln. Besonders lobe ich den RSRT dafür, dass er so ein einzigartiges und wirkungsvolles
Konsortium geschaffen hat. Danke !
Benyam Kinde
(Greenberg-Labor)

Bei dem Treffen sprach ich über Experimente, die einen Einblick in die Mechanismen der MeCP2-gesteuerten Genregulation ermöglichen. Durch eine Reihe von biochemischen, genetischen und genomischen Experimenten habe ich beschrieben, wie DNA-Methylation, wie sie speziell im Kontext der CA-Dinukleotid-Sequenz vorkommt, als entscheidende Stelle zur Bindung von MeCP2 und der Regulierung der Genexpression im sich entwickelnden Gehirn dient.

Das Konsortium hat eine einmalige Gelegenheit geschaffen, neue Erkenntnisse zu teilen, was letztlich zu Diskussionen von unschätzbarem Wert geführt hat. Sie schaffen einen entscheidenden Einblick in das Design und die Interpretation von Experimenten. Auf diese Weise hat das Konsortium allen drei Laboren erlaubt, in einem enorm schnellen Tempo Projekte zu entwickeln.
Matt Lyst
(Greenberg-Labor)

Letztes Jahr haben wir den Nachweis für ein Modell veröffentlicht, bei dem die erste Funktion von MeCP2 ist, den NCoR/SMRT-Co-Repressorkomplex für Chromatin zu ergänzen. Beim letzten Treffen des Konsortiums habe ich ein Vorgehen vorgestellt, das diese Annahme weiter überprüfen und außerdem untersuchen soll, welche Bestandteile dieses Komplexes für das Rett-Syndrom am relevantesten sind.

Der Austausch aktueller Daten bedeutet, dass wir alle einen Input von Leuten auf unserem Gebiet, aber außerhalb unseres Labors erhalten, und zwar zu einem viel früheren Zeitpunkt, als es normalerweise der Fall wäre.
Sabine Lagger
(Bird-Labor)

MeCP2 wird üblicherweise als ein Methyl-DNA bindendes Protein beschrieben, das seine Funktion nur dahingehend ausübt, dass es ausschließlich an methylierte CpG-Dinukleotide bindet. Allerdings stellte sich in den vergangenen Jahren heraus, dass es nicht nur an methylierte CpG-Dinukleotide binden kann, sondern möglicherweise auch an andere Formen veränderter DNA, was in vitro Experimente ergaben und was seine Bindungsstellen an die DNA vielfältiger erscheinen lässt. Meine Arbeit zielt darauf ab, in vivo Modelle einzusetzen, bei denen die Bindungsmuster von MeCP2 in Gehirnzellen untersucht werden können. Dafür trenne ich Nerven- und Gliazellen eines Mausgehirns und unterziehe sie einer DNA-Methylationsanalyse bis zur Auflösungsstufe eines einzelnen Basenpaares. Dann kann ich diese Pläne mit den Bindungsprofilen von MeCP2 überlagern und die wahren Ziele von MeCP2 in vivo identifizieren. Diese Analyse wird dabei helfen zu verstehen, wie MeCP2 auf Chromatin wirkt und was das notwendige Signal für die Bindung ist.
Ich wurde zweimal zu einem Treffen des RSRT Konsortiums nach Boston eingeladen und beide Male konnte ich es kaum erwarten, zurück ins Labor zu gehen und weiterzuarbeiten. Die Möglichkeit, meine Arbeit gleichgesinnten und enthusiastischen Experten für MeCP2 vorzustellen und mit ihnen zu diskutieren, ist sehr hilfreich und lässt mich wissenschaftliche Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Es war auch sehr interessant für mich, die Eltern von Rett-Syndrom-Patient/innen zu treffen, denn so habe ich umso mehr verstanden, wie wichtig eine Fortsetzung der Arbeit ist, um diese furchtbare Krankheit zu verstehen und letztendlich eine Heilung zu finden.
John Connelly
(Bird-Labor)

Das MeCP2-Protein wirkt durch eine Interaktion mit der DNA an vielen Orten innerhalb der Zellen. Es ist aber nicht eindeutig geklärt, an welche DNA-Sequenzen MeCP2 auf Chromosomen bindet. Meine Arbeit soll herausfinden, welche diese Sequenzen sind.
Ich hoffe, dass ein detaillierteres Verständnis darüber, wie das Protein wirkt, dabei helfen wird, eine effektive therapeutische Strategie zu entwickeln.
Ich war sehr glücklich darüber, am letzten Treffen des MeCP2 Konsortiums in Boston teilnehmen zu können, weil es wirklich gut war, die Eltern der Kinder mit Rett-Syndrom zu treffen und meine Arbeit mit ihnen und anderen anwesenden Wissenschaftlern zu diskutieren. In Boston wurde mir klar, dass andere Mitglieder des Konsortiums zu ähnlichen Schlüssen gekommen waren, und dies gab mir den Anstoß, meinen persönlichen Untersuchungsweg weiter zu gehen.
Hume Akahori-Stroud
(Greenberg-Labor)

Ich sprach über eine Reihe von Experimenten zum Verständnis der Rolle eines Musters für die DNA-Methylation im Gehirn. DNA-Methylation ist eine chemische Veränderung der DNA, die reichlich in Nervenzellen vorkommt und die MeCP2-Funktion reguliert. Um zu verstehen, wie MeCP2 wirkt, ist es von großer Wichtigkeit, die molekularen Mechanismen der DNA-Methylation bei der Regulierung von MeCP2 zu begreifen.
Es war großartig herauszufinden, womit sich andere Labore beschäftigen, und ich denke, das Treffen hat mein Verständnis von MeCP2 ein Stück weiter entwickelt.
John Sinnamon
(Mandel-Labor)

Viele der Mutationen von MeCP2, die das Rett-Syndrom auslösen, sind einzelne Nukleotid-Änderungen, die man auch als Punktmutationen bezeichnet. Unser Ziel ist, die katalytische Aktivität eines bereits in Zellen gefundenen Enzyms zu nutzen, um diese Mutationen in der RNA von MeCP2 anzusteuern und zu korrigieren. Wir konnten die RNA von MeCP2 in vitro umschreiben und arbeiten daran, unsere Strategie an einer Maus mit Punktmutation zu testen, die bei vielen Rett-Patienten identifiziert wurde.
Die Teilnahme an einem Treffen des RSRT Konsortiums ist eine wunderbare Erfahrung. Da gibt es diese kollegiale Atmosphäre, die man bei großen wissenschaftlichen Zusammenkünften nicht erlebt, und alle sind darauf konzentriert, die Biologie von MeCP2 zu verstehen, so dass wir auch das Rett-Syndrom verstehen können. Auf mich persönlich hat es eine sehr starke Wirkung, auf Eltern einer Tochter mit Rett zu treffen und mit ihnen über meine Forschung zu sprechen. Das erinnert mich daran, auf was ich hinarbeite und gibt den Familien meiner Ansicht nach eine Gelegenheit, von Angesicht zu Angesicht mit den Wissenschaftlern zu sprechen, deren Arbeit sie unterstützen.
Ruth Shah
(Bird-Labor)

Mein Projekt schließt die Modellierung von Mutationen ein, die Rett in menschlichen Nervenzellen verursachen. Modellsysteme sind eine gute Methode, um die molekularen Mechanismen hinter Krankheiten zu erhellen und zu verstehen, wie ein Protein im zellulären Kontext arbeitet. Ich hoffe sehr, dass uns diese menschlichen Nervenzellen helfen, die an Rett beteiligten Einzelheiten zu verstehen. Sie könnten sogar zu einem handlichen Werkzeug führen, an dem wir Gentherapie-Ideen testen könnten!
Die Teilnahme am Treffen des Konsortiums ermöglichte mir, Neurowissenschaftler zu treffen und von ihnen Rat und Ideen zu erhalten, um mein Projekt und meine Forschung zu verbessern. Die Flexibilität, mein Projekt im Detail vor einem Fachpublikum zu präsentieren, ohne Angst haben zu müssen, dass sie es in der Luft zerreißen, ist eine feine Sache. Es erlaubt die Freiheit für offenen Austausch von Gedanken und Ideen während einer Unterhaltung im positiven Sinn, nicht mit diesem konkurrierenden Unterton. Wissenschaftliche Forschung braucht dieses Umfeld, um Fortschritte bei den Erkenntnissen zu machen. Es erlaubt Zusammenarbeit auf produktive Weise. Ich habe beispielsweise durch das Konsortium nun eine Liste von einem anderen Labor mit Genen, deren Expression ich mir genauer anschauen sollte. Wenn es das Konsortium nicht gäbe, wäre ich nicht sicher, ob derartige Informationen zwischen Laboren auf eine so offene Art ausgetauscht würden.
Jackie Guy
(Bird-Labor)

Mit Informationen, die wir über MECP2-Mutationen bei Mädchen haben, konnten wir zwei wichtige Abschnitte des Proteins ausmachen: der Abschnitt, der an die methylierte DNA bindet (MBD) und ein kleiner Abschnitt, der an einen Repressor-Komplex , NcoR/SMRT, bindet. Ich produziere eine Anzahl verschiedener Mutationen in Embryostammzellen von Mäusen, um zu untersuchen, warum sie das Rett-Syndrom verursachen. Dies könnte zu einem besseren Verständnis der Funktion und/oder Struktur von MeCP2 führen.
Ich habe mir gern von der Arbeit der anderen beiden Gruppen im Konsortium berichten lassen. Jede Gruppe hat ihre eigene Perspektive bei der Frage, was MeCP2 tut, und es ist erfrischend, diese Dinge von einer leicht anderen Warte aus zu durchdenken.
Rebekah Tillotson
(Bird-Labor)

Missens-Mutationen, die Rett verursachen, liegen fast alle auf dem Abschnitt des MeCP2-Proteins, der an methylierte DNA bindet, oder auf dem Abschnitt, der mit dem NcoR/SMRT-Repressorkomplex interagiert. Dies lässt vermuten, dass die Funktion von MeCP2 der Bau einer ‚Brücke‘ zwischen Chromatin und den Repressorproteinen ist. Ein Verlust dieser Brücke führt bei Rett zu Fehlfunktionen des Gehirns. Ich überprüfe diese Annahme, indem ich das MeCP2-Gen bei Mäusen manipuliere und dann Verhaltenstests durchführe, um zu bestimmen, ob sie die Symptome zeigen, die schon bei Mausmodellen für das Rett-Syndrom beobachtet wurden.
Das RSRT Konsortium war eine Gelegenheit für mich, andere Wissenschaftler auf diesem Gebiet zu treffen und etwas über ihre Arbeit zu lernen und zu diskutieren, was auch ein wertvoller Input für mein eigenes Projekt war. Der freundliche Umgang und die Offenheit der Diskussion machte es zu einem belohnenden und anregenden Erlebnis.
Kyla Brown
(Bird-Labor)

Das Rett-Syndrom verläuft aufgrund der Natur der jeweiligen MeCP2-Mutation unterschiedlich schwerwiegend. Mein Projekt befasst sich damit, Tiermodelle mit „milderen“ Mutationen zu schaffen, um zu sehen, ob es spezifische Funktionen von MeCP2 gibt, die von diesen Mutationen betroffen sind.
Das Konsortium bietet eine einzigartige Gelegenheit, Erkenntnisse mit einer Gruppe von wissenschaftlichen Experten auszutauschen und gleichzeitig, Kooperationen zu schaffen. Ich habe es sehr genossen, die Perspektiven der anderen auf dieselben klinischen und biologischen Probleme kennenzulernen und zu sehen, wie dies zu Fortschritten auf dem Fachgebiet rund um MeCP2 führt.
Martha Koerner
(Bird-Labor)

Ich arbeite am MeCP2-Duplikationssyndrom, versuche also zu verstehen was passiert, wenn man zu viel MeCP2 hat und was wir tun können, um die Symptome eines übermäßigen MeCP2 zu behandeln.
Das Treffen des Konsortiums im Oktober war für mich das erste. Ich fand es unglaublich hilfreich, mit anderen Wissenschaftlern zu sprechen, die mit dem gleichen Gen arbeiten, neue Erkenntnisse der anderen zu erfahren, die sich auf meine Forschung auswirken werden, und auch Input von Experten für meine Arbeit zu bekommen.
Susan Su
(Greenberg-Labor)

Ich untersuche die ultrastrukturellen Veränderungen, die einer veränderten zellulären Morphologie und den synaptischen Verbindungen bei einem Mausmodell für das Rett-Syndrom zugrunde liegen.
Ich genieße unsere lebendigen und geistvollen Diskussionen bei den Treffen des Konsortiums, wo wir alle das Ziel teilen, ein tieferes Verständnis von MeCP2 zu erreichen.

Die Treffen des Konsortiums bieten eine wunderbare Möglichkeit, bisher gewonnene Daten zu überdenken und nützliche Reagenzen und Einblicke für unsere Experimente auszutauschen.
Jim Selfridge
(Bird-Labor)

Meine Arbeit im Bird-Labor besteht in der Produktion und Analyse genetisch modifizierter Tiermodelle für Rett. Diese Modelle haben sich über die letzten Jahre als sehr wertvoll für die Rett-Forschung herausgestellt, und die neuen Modelle vergrößern weiterhin unser Verständnis der Funktion von MeCP2 und der zugrunde liegenden Basis von Rett. Ich arbeite ebenfalls daran, diese Rett-Modelle zur Untersuchung von potenziellen therapeutischen Strategien einzusetzen.
Obwohl ich eigentlich nie etwas von meiner Forschung persönlich präsentiert habe, konnte ich beim letzten Treffen allein durch meine Anwesenheit enorm profitieren. Die Treffen des Konsortiums und insbesondere die entspannte, offene und freundliche Art dieser Veranstaltungen bieten eine großartige Konzentration für Rett-Forscher. Sie geben uns die perfekte Gelegenheit, unsere Arbeit durch Experten auf diesem Gebiet einschätzen zu lassen, und das sogar während der frühen Phasen eines Projekts. Dies verschafft uns oft einen zusätzlichen Einblick, den wir innerhalb des Inseldaseins unserer eigenen Teams so vielleicht nicht erhalten würden. Ich freue mich auf meine Teilnahme an vielen weiteren Treffen!
Will Renthal
(Greenberg-Labor)

Rett zeichnet sich durch eine tief gehende, synaptische Fehlfunktion aus. Ich studiere die Rolle, die MeCP2 bei der Koordination der genetischen Programme spielt, welche für normale synaptische Antworten auf neuronale Aktivität sind. Spezifisch hat unser Labor herausgefunden, dass neuronale Aktivität eine schnelle Phosphorylierung von MeCP2 an Serin 86 steuert. Daher richten sich meine aktuellen Bemühungen auf die Identifizierung der funktionalen Bedeutung dieses Vorgangs.
Ich denke, das Konsortium ist eine phantastische Gelegenheit, Ideen mit Personen mit verschiedenen Hintergründen zu teilen und so die Forschung voranzutreiben. Wir hatten technische Schwierigkeiten mit einigen unserer Experimente, und das gebündelte Wissen des Konsortiums war ausschlaggebend dabei, diese zu überwinden.

Justyna Cholewa-Waclaw
(Bird-Labor)

Ziel meines Projekts ist es, die primären Folgen für die Transkription beim Abbau von MeCP2 zu definieren. Um dies zu erreichen, verwende ich ein in vitro-System, das auf immortalisierten, menschlichen, neuralen biologischen Vorstufen basiert, welche in dopaminergische Neuronen unterteilt werden können. Ich habe Zellen mit einer verringerten Menge MeCP2, vollständig abgebautem MeCP2 und gesteigerten Stufen von MeCP2 hergestellt. Die Veränderungen bei der Genexpression in diesen Zellen mit unterschiedlichen Stufen von MeCP2 werden auch im Zusammenhang mit Gen-Körper-Methylierung und Hydroximethylierung untersucht, um eine molekulare Basis der MeCP2-Funktion zu finden.
Ich halte die Treffen des Konsortiums für großartig. Ihre informelle Natur ist sehr bereichernd. Ich hatte die wunderbare Gelegenheit, meine Arbeit mit Menschen zu diskutieren, die am gleichen Problem arbeiten. Ich konnte auch offener fragen und herausfinden, was andere machen.