MECP2 Duplication Syndrome ist reversibel

 

by RSRT | November 25, 2015

2007 schockte Adrian Bird die Rett-Gemeinde mit der unerwarteten Nachricht, dass die Rett-Symptome bei Mäusen auf dramatische Weise reversibel sind. Als dann ein Mausmodell für das MECP2 Duplikationssyndrom zur Verfügung stand, kam eine bedeutende Frage auf – würde sich die Duplikationsstörung ebenfalls als umkehrbar herausstellen? Heute beantworten Huda Zoghbi und ihr Laborkollege Yehezkel Sztainberg diese Frage in einem Artikel in  Nature , mit einem vernehmlichen JA!

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deutsche Übersetzung PRESS RELEASE

Diese beiden außergewöhnlichen Experimente sagen uns, dass das MeCP2-Protein ziemlich bemerkenswert ist. Wir nehmen das Protein während einer beliebigen Phase des Lebenszyklus der Maus weg, und die Symptome von Rett treten auf; wir setzen das Protein wieder ein, und die Symptome verschwinden. Zu viel des Proteins führt zu Duplikationssymptomen; wir normalisieren die Proteinstufen, und die Symptome verschwinden. Dies ist auf dem Gebiet der Neurowissenschaften eine einmalige Situation.
Um Duplikationspatienten zu behandeln, muss die Extrakopie des MECP2-Gens stumm geschaltet werden. Ein Weg, um dies zu erreichen, ist der Einsatz einer Antisense-Oligonukleotid-Therapie, welche mit der Proteinproduktion eine Wechselwirkung eingeht.

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Dr. Zoghbi hat gezeigt, dass die Symptome der Mäuse verschwanden, sobald die Proteinstufen als normal wiederhergestellt waren. Die Arbeit im Labor von Dr. Zoghbi beschäftigt sich nun weitergehend mit der Feinabstimmung, wie viel des Proteins genau reduziert werden muss. Wir müssen allerdings vorsichtig sein, dass wir das Duplikationssyndrom nicht einfach mit dem Rett-Syndrom gleichsetzen.
Die spannenden Neuigkeiten von heute verdanken wir dem Zusammenschluss der Finanzierung des ersten Projekts durch den MECP2 Duplication Syndrome Fund beim RSRT und der finanziellen Unterstützung von Familien weltweit, die von Duplikation betroffen sind. Ich gratuliere allen Beteiligten. Vorwärts und weiter!

 

MECP2 Duplication Syndrome Fund:

Im Gegensatz zum Rett-Syndrom, welches durch Mutationen oder Zerstörungen am MECP2-Gen verursacht wird, wurzeln die Symptome des Duplikationssyndroms, wie der Name schon sagt, in dem fehlerhaft doppelt vorhandenen Abschnitt des X-Chromosoms (Xq28), wo sich auch das MECP2-Gen befindet. Der verdoppelte Abschnitt variiert von Person zu Person, was ebenfalls zur Schwere des Leidens beitragen kann.
Das Syndrom wurde vorwiegend bei Jungen diagnostiziert. Ein Großteil erbt die Duplikation von den Müttern, die typischerweise wegen der vorteilhaften Stummschaltung des X-Chromosoms (die Mütter haben ein inaktives X-Chromosom, welches die Duplikation beherbergt) ohne Symptome sind. Bei Träger-Müttern besteht eine 50%-ige Chance, dass sie die Duplikation an ihre Kinder weitervererben.
Das MECP2 Duplikationssyndrom könnte ziemlich verbreitet sein. Vorangegangene Studien legen nahe, dass 1% der mit dem X verbundenen geistigen Beeinträchtigungen auf dieses Syndrom zurückzuführen sind. Die Hauptphänotypen bei Jungen zeigen kindliche Hypotonie, leichte körperliche Fehlbildungen, Entwicklungsverzögerungen, fehlende oder kaum vorhandene Sprachfähigkeit, wiederkehrende Infektionen, progressive Spastizität besonders an den unteren Gliedmaßen, Ataxie, autistische Züge und Krämpfe. Weibliche Personen mit MECP2 Duplikation und ohne eine Deaktivierung des entsprechenden X-Chromosoms wurden beschrieben und stellen sich ähnlich dar wie die Jungen.

DER MECP2 DUPLICATION SYNDROME FUND BEIM RSRT
Um die Basis an grundlegendem Wissen des RSRT und dessen globale wissenschaftliche Netzwerke sofort wirkungsvoll einzusetzen, wurde Ende 2010 der MECP2 Duplication Syndrome Fund beim RSRT eingesetzt. Der Fund lässt die geistigen und wissenschaftlichen Ressourcen des RSRT direkt im Sinne der Gemeinschaft im Zusammenhang mit dem MECP2 Duplikations/Triplikationssyndrom arbeiten.
Der Fund unterstützt exklusiv Projekte, die sich der Erforschung und den Behandlungsmöglichkeiten des MECP2 Duplikationssyndroms widmen. 100% von jedem beigetragenen Dollar werden in die Forschung investiert – kein einzelner Penny geht in die Verwaltung.
Bis heute hat der MECP2 Duplication Syndrome Fund 1.338.000 USD zusammengebracht.